myWhoosh

kostenlose Cycling App

Es war eine dieser Bauchentscheidungen. Durch Zufall in einem Messebericht davon gelesen und eher aus Neugier auf meinem IPad installiert. 

Und dann lief das Zwift Abo zufällig am Tag darauf aus und etwas in mir sagte: beende es einfsch, teste mal wie lange Du mit dem Neuen Spielzeug überlebst.

Tja, was soll ich sagen. Das ist jetzt einige Wochen her. Was ich beim Nutzen von myWhoosh erlebt habe, fasse ich hier zusammen.

Soweit ich das verstehe, handelt es sich um eine App aus den Emiraten. Das merkt man den Strecken an.

Konzeptionell soll myWhoosh wohl dauerhaft kostenlos bleiben und durch Werbung in der Spielewelt finanziert werden.

Bis jetzt gibt es lediglich bei den Bikes Markennamen und mir sprang ein Ferrari Gebäude auf einer Strecke ins Auge.

Aber eins nach dem Anderen, wie funktioniert die App überhaupt?

Bei Start der App gilt es ersteinmal einen Account anzulegen. Das Ganze geht wie von anderen Apps bekannt mit E-Mail Verifikation recht einfach von der Hand.

Nach der Eingabe von ein paar Basisdaten wie Fahrergewicht und Land wird ein Button des eigenen Accounts hinterlegt. 

Und weil die Sache kostenlos ist prangern bei mir mittlerweile drei Accounts diverser Familienmitglieder auf der Startseite. Das gab es bei Zwift nie. 

Nach Tippen auf den eigenen Account kann es auch direkt weiter gehen in den Kopplungs Bildschirm. Ohne Passwort Eingabe. Das ständige neu einloggen entfällt gegenüber der Bezahl Alternative ebenfalls, was mir sehr gefällt.

Dieser ist inhaltlich & optisch verdammig nah dran an bekannten Vorbildern und mein TacX aber auch das ME500 sowie mein Brustgurt ließen sich problemlos koppeln.

Ein Druck auf „Let‘s start“ und schon findet man sich im ganz schön Vollgepackten Start Screen wieder. Und ja, alles Englisch.

Hier erwarten uns links in der unteren Hälfte Gruppenfahrten, Rennen und sonstige Events. Strukturierte Trainings und der Kalender lassen sich durch die Leiste in der oberen Mitte anwählen. Und natürlich die Streckenauswahl ganz oben  sowie Garage.

Letztere mit deutlich geringerer Auswahl als beim Klassenprimus aber mich stört das bis heute wenig zumal es ein Rose Xlite gibt.

Was mich besonders begeistert hat ist der Kalender. Hier kann man sich Trainings und ganze Pläne für für  Zukunft abspeichern und so zum Beispiel die einzelnen Sessions aus einem der Trainingspläne schonmal auf Wochentage legen, die individuell günstig sind.

Oder das Lieblingstraining auch mal doppelt ablegen. Und man muss es auch ganz klar sagen: es gibt massig kostenlose Trainingspläne (Road & Triathlon) und Trainings, manche mit Bezug zum Team UAE und von Experten entwickelt. Das ist schon ein Brett was hier praktisch verschenkt wird.

Aber natürlich lassen sich auch die Einheiten von Trainingspeaks über die wohlbekannte Verbindungsfunktion von Konten (auf der myWhoosh Website) in den Kalender importieren. Den automatischen Strava Upload erfolgreicher Abenteuer gibt es ebenfalls.

Auf den ausreichend vorhandenen aber im Vergleich nicht ganz so zahlreichen Welten und Strecken gibt es wenig zu meckern. Allerdings dominiert Wüstenklima. Mental wünsche ich mir im eh schon heissen Pain Cave gerne mal eine Europa Strecke durch satte Wälder und Burgen.

Das Interface ist anfangs ungewohnt aber ebenfalls übersichtlich, in Sachen Werten keine Überraschungen. Die Welten sind optisch schön bis spektakulär gestaltet. 

Mir persönlich gefällt der realistischere Stil sehr gut. Dafür muss man auf Dinosaurier & Vulkane bislang verzichten. Wie Gloria Raynor sagen würde: I will survive.

Die Physik hinter dem Geschwindigkeits- & Windmodell scheint bis auf eine Ausnahme schlüssig und das Fahren fühlt sich genau so an wie auf der großen, kostenpflichtigen Alternative. Inklusive einer Aero Position, die ich im Leben nicht mehr erreichen werde.

Jetzt fragst Du Dich: alles toll oder was?

Naja es gibt Ecken und Kanten. 

Da gibt es zum Beispiel das TT-Bike, dessen Physik eher dem Ironman Anzug gleicht. Genau das ist die eben genannte Ausnahme der realistischen Fahrdynamik. Schade ebenfalls, daß der Avatar nicht trinkt, das ist eine schöne, subtile Erinnerung in Zwift.

Auf einer meiner Ausfahrten beendete die App meinen Ride wegen einer geplanten Wartungspause drei Minuten vor Schluss. Natürlich vorwarnungsfrei und ohne meine Werte zu speichern. 

Schicke Night Rides gibt es bislang nur in Events - also keinen rollenden Tag-/ Nacht Wechsel wie in Zwift.

Die Events an sich sind auch so eine Sache. Die meisten Rennen unter der Woche sind mangels Bekanntheit der Software ziemlich leer. Das kann aber sicherlich auch eine Momentaufnahme sein zumal ich eher Vormittags deutscher Zeit radele.

Um die Leere zu füllen, stocken Bot‘s das Fahrerfeld auf. Diese treten hochrealistisch das gesamte Rennen eine feste Wattzahl in die Pedale. 

Das bedeutet man weiß seine Positionierung bereits ab dem ersten Kilometer weil man eben die 50km nicht mit dem nächsten Bot mithalten können wird aber schneller ist als der hinter einem liegende. Racing Feeling mit taktischen Angriffen ist anders. 

Andererseits sind die Bots Lückenfüller und das Thema wird sicherlich durch Bekanntheit von myWhoosh und echte Menschen obsolet. Aus Perspektive lohnt es kaum schicke KI-Fahrer zu entwickeln. Tja und wenn das mit den echten Menschen nicht klappt, braucht man wohl mangels Sponsoren dann auch keine KI mehr.

Die wirklich sehenswerte Grafik wird hier & da durch unschön ins Bild poppende Gebäude gestört aber das ist in einem Maße, das man gut und gerne akzeptieren kann. Und sicherlich auch Hardware Abhängig.

Tja das waren die negativen Punkte der ersten Wochen auch schon. Bis auf eine Kleinigkeit. 

Es hat mich selbst sehr überrascht, aber tatsächlich ist das Fehlen des bekannten Ride On Daumens oder jeglicher alternativer Interaktion schon bemerkenswert und schade.

Ich habe mir auf Zwift nie über den sozialen Aspekt Gedanken gemacht und den Chat zum Beispiel praktisch nicht benutzt. Wenn ich Daumen bekommen habe war’s mir weitgehend egal. Dachte ich.

Wenn ich anderen Fahrern Daumen gesendet habe, war das eher ein Automatismus. Sagte mein Kopf.

Aber jetzt in einer App ohne den Daumen bemerke ich, dass sie doch einen Wert hatten. Denn es fühlt sich ganz schön einsam an, wenn man ohne jegliche Interaktion an anderen fahren vorbeifährt oder überholt wird.

Aber sowohl dies als auch die anderen genannten Fehlerchen wären wohl zum größten Teil relativ schnell durch Updates behebbar. 

Der Support sendet allerlei Feedbecks zu diesen Themen auch relativ schnell an die Teams weiter. Jetzt wird man sehen müssen, was daraus wird. Hier hoffe ich auf einen User orientierteren Fokus. Bei Zwift gibt es ja das Forum und das ist meiner Meinung nach eher Beschäftigungstherapie - der Hersteller macht ohnehin was er will mit komplett anderem Fokus auf Rennen, reale Events & co.

Was bleibt also unterm Strich? Ich weiß nur, dass ich erst mal bei myWhoosh bleibe.

Die Kernfunktion der App funktionieren tatsächlich sehr gut und ich kann mein komplettes TrainingstrainingsPeaks Plänchen wunderbar abspulen.

Da ich dank Side-Hobbys Schwimmen und Laufen ohnehin nicht mehr so ganz viel Kraft für Social Rides und Rennen übrig habe, stören mich die Defizite in diesen Bereichen eher weniger.

Und ich bin ehrlich gesagt auch wirklich gespannt was aus myWhoosh wird. Denn das Tempo der Updates und Verbesserungen ist gerade auch im Vergleich zu Zwift bemerkenswert. Und vielleicht wird man hier als normaler Nutzer mehr mitgestalten können als beim Platzhirsch.

Nicht zuletzt ist es kostenlos, was mich die kleinen Fehlerchen eines relativ jungen Programms durchaus einfacher ertragen lässt.

#myWhoosh #cyclingapp #indoorcycling