Die Woche nach meiner ersten Olympischen Distanz war geprägt von zufriedenen Stolz vermengt mit etwas Unzufreidenheit, einem Abklingen der Mattheit und dem Gefühl vor einer Gabelung zu stehen.
Die Unzufriedenheit erklärt sich aus der Tatsache mit Urlubsmodus und etwas übetriebenem Tapering ordentlich zugelegt zu haben. Wir sprechen hier von gut 5 Kilo über das Maß der gefüllten Kohlehydratspeicher hinaus.
Also fast zwei Monate selbst auferlegter Ernährungsdisziplin, die mich früher oder später mental stressen werden. Selbst Schuld und bis Jahresende eine Geschichte zum stolz sein.
Dann ist da natürlich das stolze Gefühl es geschafft zu haben. Nicht nur die erste olympische Distanz in meinem Leben. Es ist mehr als das. Klar, die unerwartet gute Zeit lenkt meinen Blick auf das Heute.
Der wahre Gewinn liegt für mich aber im Weg, der verwindungsreich hinter mir liegt. Ich habe mein Leben komplett ungekrempelt. Von einem 167kg Schwerstgewichtigen zu dem Menschen, der ich heute bin.
Sicherlich bin ich wenig überraschend disziplinierter und aktiver geworden. In der Rückschau sehe ich aber die vielen kleinen menschlichen Veränderungen.
Mein Umgang mit Problemen oder unerwarteten Wendungen hat sich zum Beispiel grundlegend verändert.
Sie stellen Ziele nicht mehr in Frage sondern sind nur kleine Unwegsamkeiten, die es zu umschiffen gilt. Das geht sogar flott, fokussiert und ganz ohne Jammern.
Auf der anderen Seite dieser Medallie steht allerdings eine etwas eigenbrödlerisch verbissene Philosophie den Weg ohne Ausnahmen zu gehen, wo sie nicht nötig sind. Das ist sicherlich an Dynamik noch ausbaufähig. Aufstehen ist zu meiner Stärke geworden.
Tja und dann ist da die Gabelung. Das fängt damit an ob ich diesen Blog jetzt ruhen lasse - die Geschichte ist schließlich erzählt.
Und führt sich in der Frage fort, wie es mit dem Sport und meinen Prioritäten weitergehen wird. Möchte ich Triathlet bleiben.
Soll es ein Genuss Sport ohne Steigerungswillen werden. Das schafft Platz dynamischer und weniger verbissen zu trainieren.
Dann ist da aber mein Wunsch nach einem konkreten Ziel. Nur soll es schneller auf der olympischen Distanz werden oder stehen vielleicht doch weitere Strecken im Fokus. Eine Mitteldistanz.
Wäre toll aber kann das mein Körper wegstecken? Werde ich mir die Zeit für die notwendigen Trainingseinheiten nehmen. Schließlich ist jede Entscheidung für etwas auch immer eine Entscheidung gegen etwas anderes.
Und während ich vor diesem Knoten der Wege stehe und das Schild mit den Richtungen aufmerksam lese, wird mir etwas sehr deutlich klar: das ich weitergehe steht außer Frage. Die Lust ist da.
Wir befinden uns schließlich am dritten Tag in der zweiten Woche nach dem Wettkampf und ich hatte bereits zwei wundervolle Radeinheiten auf Zwift.
Es endete mit vier Intervallen je einem Kilometer bei insgesamt zehn dergleichen. Da ist also Lust, Dampf und - schlummernd unter dem Mantel der Fragen nach der Kompatibilität des Trainings mit meinem Familienleben - auch Träume.
Ob es nun ab Januar eine langsame Halbdistanz wird oder ein flottes olympisches Jahr? Ich weiß es nicht.
Die Mitteldistanz reizt mich. Ob sie nächstes Jahr bereits würdevoll realistisch wird, entscheide ich im Wintertraining.
Erstes Etappenziel ist es bis Dezember mein Wettkampfgewicht wiederhergestellt zu haben bei vollständigem Erhalt der Form und leichter Steigerung der Umfänge bei den Langstreckentrainings.
Und dann starte ich in das Training für eine theoretische Mitteldistanz.
Morgen geht es Schwimmen im See.
Das ist der Weg.
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