Warum eigentlich Triathlon?

Es gibt ja viele Menschen die abnehmen wollen und das auch schaffen. Und es gibt so unendlich viele, schöne Arten sich auf dem Weg sportlich zu betätigen. 

Wieso also habe ich mir ausgerechnet den Triathlon als Sportart in den Kopf gesetzt. 
Ich will ganz ehrlich sein, der Traum ist schon ein Bisschen älter als das erfolgreiche Abnehmen seit Ende 2019 an sich. 

Wir schreiben das Jahr 2008 und Andreas Niedrig veröffentlichte sein Buch „Lauf um Dein Leben“ (Werbung), in dem er seinen Weg aus der Heroinsucht zumIronman beschreibt.
Ich habe das Buch nie gelesen aber bereits die Presseberichte rund um die Veröffentlichung fesselten mich.

Mein Interesse an der unglaublichen Leistung der Ironman Athleten wuchs von Jahr zu Jahr und an einem denkwürdigen Abend saß ich in einer Bar in Berlin Tegel. 
Nach einigen Cocktails entschloss ich mich für den Ironman zu trainieren und verkündete dies. Ich wog auch damals schon über 150kg und machte keinerlei Sport. Die Runde lachte entsprechend über die Ankündigung.

Als ich mich einige Stunden später vom Barhocker erhob, begann ich zu laufen. Der Weg nach Hause durch halb Berlin betrug neun Kilometer und ich brauchte Stunden. 
Es war eisig kalt, die Sneakers kaum geeignet mein Gewicht weit zu tragen. Aber da war ein Funke. Diesen Moment der Stärke bezahlte ich mit einer Erkältung und drei Tagen Knieschmerzen.
Ich nahm wenig später über das noch junge Facebook Kontakt auf zu einem Tibor Kretschmann, erzählte von meinem Projekt. Er war sofort hilfsbereit und gab mir Tips, motivierte mich das ich es schaffen kann. 
Parrallel begann mein alter Schulfreund Sebastian mich beim Nordic Walking mitzunehmen, um Gewicht abzubauen.
Jan Frodeno geisterte zum ersten Mal über meine Mattscheibe und meine Begeisterung kannte keine Grenzen. Mein erstes Fahrrad wurde gekauft, ein schweres Mountainbike um mein Gewicht zu tragen.

Ich würde Dir jetzt gerne die Geschichte von diszipliniertem Training und einem Funken erzählen, der sich zum Feuer ausbreitete. Aber so war es nicht. 

Denn die Wahrheit ist, das Begeisterung alleine ohne den Willen den Weg auch zu gehen nicht ausreicht. 

Ich nahm ab, wurde sportlicher. Nahm wieder zu. Wurde Vater. Hatte andere Prioritäten. Wurde fetter und fetter. Dann begann ich mit Sport. Wieder. Irgendwann konnte ich zum ersten Mal im Leben joggen.
Und da war der Ironman Funke wieder. Der Traum klopfte an und ich stürzte mich ins Training.

Halbmarathon. Marathon. Tough Mudder. Es gab gute Zeiten.

Bandscheibenvorfall. Trennung. Neue Prioritäten. Es gab schlechte Zeiten. 
Aber spätestens beim Marathon war mir neben all den Steinchen auf dem Weg etwas klar geworden. Ich wollte keinen Ironman laufen

Ich bewundere die Athleten, die das tun. Das Gefühl den eigenen Körper so zu formen, muss unbeschreiblich sein. Und doch spürte ich für mich, daß ich den Trainingsumfang einer Langstrecke nicht in mein Leben integrieren wollte. 


Außerdem nahmen die Verletzungen zu mit steigenden Kilometerleistungen beim joggen. Der Marathon selbst war das bis dato quälendste Erlebnis meines Sport Lebens. 

Klar, ich wollte damals auch zu viel zu schnell. Und hatte schlicht und ergreifend völlig falsch trainiert, das Grundlagenausdauertraining fast komplett ausgelassen. Bin immer am Limit gejoggt. Das geht sich auf lange Distanzen dann eben nicht aus. 
Zwischenzeitlich war ich wieder sehr dick geworden, auch wenn ich fleißig weiter Fahrrad fuhr. Mich ereilte dann eine Lungenembolie mit Verdacht auf Krebs und das mischte die Karten neu.

Mir wurde klar, das es nicht selbstverständlich ist zu erfahren welchen Beruf die eigenen Kinder einschlagen werden. Oder den ersten Freund der Tochter kennenzulernen. Und ich legte eine Löffelliste an.
Vielleicht kennst Du das, wie schnell Träume und Wünsche einfach im Alltag verloren gehen durch Vergessen. All die Dinge, die ich machen wollte. Plötzlich hatte ich einen Eindruck davon, daß man vielleicht nicht alles für immer aufschieben kann. 

Egal ob es um eine Erkrankung oder einen Unfall geht. Jeder von uns kann im Zweifel jederzeit gehen. Und die Dinge, die man liebt sollte man tun. Nicht Morgen. 

Auf meiner Liste standen Dinge wie eine Fischsuppe kochen. Das wollte ich schon immer tun. Hatte es aber stets verschoben. Und Familienzeit. Und Zeit ohne die Kinder. Und auf die Liste kam der Wunsch wieder fit zu werden.
Aber gerade Letzteres klappte nicht mehr von selbst. Nach vielen gescheiterten Anläufen und Versuchen, entschied ich mich zum für mich äußersten. Die Familie eine Zeit lang im Stich zulassen.

Im November 2019 durfte ich schließlich zur Kur fahren. Ich lernte wie Ernährung abseits von Diäten funktionieren kann und hatte Zugang zu psychologischer Betreuung. 
Zeit für mich und meine Seele. Zeit für einen Wiedereinstieg in Bewegung.
Ich saugte alles auf wie ein Schwamm, las viel und erlangte schrittweise meine alte Disziplin zurück. Und Hoffnung, denn die Kilos purzelten zum ersten Mal seit Ewigkeiten.
Aber ich hatte auch gelernt mit Mißerfolgen anders umzugehen. Vieles war und ist Kopfsache. Vielleicht auch alles.

Neben dem Radfahren, daß mich durch dick und dünn begleitet hatte, konnte ich bald wieder joggen. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. 
Und da die Kinder im Schwimmverein sind, dachte ich es spräche ja nichts dagegen mal zu schauen ob es eine alte Herren Bahn gibt. Die gab es. Ich bin bis heute der Langsamste. 
Und irgendwie war ich plötzlich auf dem Weg. Ich hatte es ganz tief drinnen schon viel früher entschieden aber Mitte 2020 wurde es mir bewusst. Ich bin Triathlet. 

Ich liebte die drei Disziplinen und das abwechslungsreiche Training verhinderte Verletzungen durch Überlastung. 
Ich musste im Training auch nicht stundenlang joggen wie für den Marathon.
Nach einem Volkstriathlon zum Testen hatte mich das Fieber dann endgültig gepackt und die Entscheidung war gefallen. 

Dieser verrückte Mix aus drei Sportarten, die tolle Kollegialität beim Wettkampf und meine Freude am Training selbst waren ausschlaggebend. 

Ich hatte meinen Sport gefunden. Triathlon.

Ob ich jemals ein Ironman werde. Wer weiß. Heute nicht.

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