Mein zweiter und letzter Wettkampf für dieses Jahr liegt mit dem Knappenmann hinter mir und es ist Zeit diese schöne erste Triathlon Saison zu verabschieden.
Es sollte also mein erster Wettkampf außerhalb der Heimat werden. Aufgeregt war ich. Vor wenigen Wochen entschied meine Frau spontan mitsamt Nachwuchs mitzukommen.
Also würde ich mir am Herzen liegende Zuschauer haben und wenn es schwierig werden würde, müsste ich zumindest würdevoll zuende laufen. Man will ja auch Vorbild sein.
Andererseits wollte ich diesmal etwas Risiko gehen auch um einige offene Fragen abzuhaken. Wieviel Geschwindigkeit könnte ich auf dem Rad ohne Windschatten durchstehen und was würde im Wasser mit
Neoorenanzu drin sein?
Die erste Überraschung gab es aber bereits bei der Anfahrt am Samtag. Für die Mittel- & Langdistanz Wettkämpfe wurde unsere Anreiseroute gesperrt. Es folgte ein wilder Umfahrungsversuch
aber auch eine schöne Autopause an der Strecke zum Fahrräder gucken.
Am Abend folgte ein bezauberndes Mittelalter Fest im wunderschönen Bautzen mit Straßenmusik und Leben. Ich habe dieses Gefühl so vermisst, diese pulsierend lebendige Abendstimmung. Wir schauten
daheim in der Pension noch einen neuen Disney Film und dann ging es Schlafen.
Leider bekam mir die Nacht im fremden Bett nicht sonderlich gut und mein Rücken zwickte bedeutsam am kommenden Morgen. Ausgiebige Mobilisierungsubungen und ein nettes Gespräch mit einem anderen
Frühstücksgast sollten es aber richten.
Denn auch Volker war heute hier um an der olympischen Distanz teilzunehmen. Und sein Rat war deutlich: irgendwas spricht ja immer dagegen. Nach dem Auschecken holte ich mein Rad aus
derKartoffelkammer ab - ich durfte es dort unterstellen damit es nicht vom Dach geklaut würde - und wir machten uns auf den Weg zum Wettkampf.
Aus den angesagten 90% Regenwahrscheinlichkeit wurde dann ein angenehmer Mix mit viel Sonne. Die Kinder buddelten am Strand, während ich mich anmeldete, Wechselzone einrichtete und schnackte. Stephan
mein Mentor nahm ebenfalls teil und auch Volker vom Frühstück traf ich immer wieder.
Tja und dann ging es auf einmal recht schnell los. Neoprenanzug anziehen, nochmal etwas zuckerhaltiges trinken und schon durfte in Wellen gestartet werden. Pünktlich zum Start schoben sich Wolken vor
die Sonne. Das war angenehm, damit man im Neo nicht überhitzte beim Warten auf die eigene Startwelle.
Ich wollte eigentlich durchkraulen aber es klappte wieder nicht. Geradeaus ist einfach noch nicht drin. Aber die Erkenntnis, dass ich flott bin wenn ich denn kraule blieb hängen. Insgesamt brauchte
ich knappe 32 Minuten im Neo, was mich positiv überraschte. Und zum Wasserausstieg grüsste auch die Sonne wieder.
Nach einem sagen wir aufregenden Wechsel mitsamt mitleidigem Blick des Kampfrichters ging es auf zwei Reifen weiter. Und ich wollte es wissen: Was kann ich ohne Windschatten ganz alleine.
Drei Runden mit leichtem Gegenwind auf dem Hinweg sollten mein Prüfstein werden. Hängengeblieben ist der Satz eines anderen Athleten beim überholen. Ich schnaufte wie eine Dampflock an ihm vorbei
under sagte: „Du weißt aber, daß Du noch 10km joggen musst?“
Ebenfalls eingebrannt hat sich das Bild eines verunfallten Athleten und zwei gegenseitig Windschatten schummelnde Fahrer. Wieso tut man sich das an? Sich selbst bescheissen und die ganze Fahrt nach
den Kampfrichtern schauen müssen. Der hat es natürlich trotzdem gemerkt.
Für mich stand am Ende ein Solo-Kraftakt mit einem Schnitt von 34,5 km/h auf dem Tacho. Ich habe mich hier selbst überrascht.
Und dann kam der perfekte Laufeinstieg. Ich nahm mir vor nicht zu schnell zu starten und als ich erstmals auf die Uhr schaute zeige Selbige eine Pace von 5:05 Min je km an.
Meine Atmung blieb weiterhin im stark angestrengten Bereich und auch beim joggen sprach mich bereits nach zwei Kilometern ein überholter Athlet an, daß ich zu schnell mache.
Ich atmete einmal tief ein und sagte ruhig: „Ich denke, das ich das so durchziehen kann.“ ich drehte mich nicht mehr um sondern behielt nur noch den Puls & Pace im Auge. Blick auf die herrliche
Strecke am See entlang. Die Sonne war mittlerweile weg aber das war auch gut so für die Temperaturregulierung.
Und immer der Gedanke an das Pacing im Hinterkopf. Ich wollte nicht vor den letzten Kilometern deutlich über 90% meiner HfMax kommen und kontrollierte mich immer wieder erfolgreich bei stabiler Pace.
Das ganze ging ganz gut bis die letzten vier Kilometer anklopften. Hier begann die Gesamtbelastung zu wirken. Der Puls stieg Meter für Meter unnachgiebig an, die Beine mit jedem Aufschlagen und
Federn kurz vor Krampf. Ich war am Limit.
Genau jetzt begann die Bezahlung für das Risiko der beiden anderen Disziplinen. Ein Drahtseilakt zwischen hrade noch alles mobilisieren und ins Ziel fliegen und deutlichem Tempoausstieg. Aber ich war
ich körperlich in der Lage das Tempo hoch zu halten.
Die Frage war wie lange, denn eigentlich sollte und wollte ich diesen Bereich erst zwei Kilometer später betreten. Ein Athlet hinter dem ich minutenlang festhang winkte in diesem Moment ich solle ihn
passieren. Ich seufzte, daß ich keine Reserve mehr habe. Er sagte ihm ginge es genau so.
Zusammen vereint im Leiden hielten wir die Pace hoch und steigerten uns gemeinsam auf 5:02 Min je km. Damit schlossen wir nochmal auf zwei andere Läufer auf.
Und ich sagte mir ich versuche nochmal alles rauszuholen, vielleicht würden mich die Kids nicht als Letzter der Vierergruppe ins Ziel joggen sehen.
Ich mobilisierte wirklich alles und schaffte es alle drei Athleten zu überholen. Die begeisterten Schreie meiner Familie trugen mich die letzten Meter und ich beendete diese Saison mit einer für mich
traumhaften Zeit.
Allerdings musste ich mit meinem linken Oberschenkel dann nach dem großen Futtern doch zur Massagestation. Und ausgiebig gedeht habe ich mich ebenfalls, bevor es zum Abend mit dem Auto nach Hause
ging.
Und was bleibt hängen? Das der Knappenmann super organisiert ist und in einer schönen Region mit vielen Seen und hübschen Städten zum Urlaub einlädt.
Aber auch, daß bei einem Rennen ohne Windschatten zwar diese Team Komponente und das Gruppengefühl fehlt aber doch eine Gemeinschaft da ist. Immer wieder interagiert man miteinader & ist doch nie
ganz alleine. Gemeinsam jeder mit und gegen sich selbst trifft es für mich ganz gut.
Ich denke ich werde wiederkommen…
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