Mein Weg mit dem Rad an der Hand zum Wechselplatz war erneut flott aber nicht überhetzt. Robert parkte vor mir ein, ich wartete kurz. Bei aller Motivation, Ellenbogen braucht man an so einem Teamtag nicht um sich vorbeizuquetschen. Braucht man sie überhaupt als Hobbysportler?
Die letzte Wechselzone vor den beiden Jogging Runden ist zudem eigentlich nicht besonders aufregend. Rad weghängen, Helm aus und Schuhe wechseln.
Das ist alles irgendwie einfacher als die nassen Füße in Socken zu bekommen beim ersten Wechsel.
Aufgrund des weiterhin super angenehmen Wetters ohne Hitze und damit einhergehend geringem Flüssigkeitsverlustes, entschied ich mich aber die vorbereitete Trinkflasche vor schnell Ort anzusetzen ohne sie auf die Laufstrecke mitzunehmen.
Und dann joggte ich nach ein paar Schlucken auch schon los. Ich hatte die Erfahrung, daß der Wechsel aufs Laufen für mich herausfordernd ist. Nicht zu schnell machen hieß es also. Der Puls war bereits nach wenigen Metern bei 91% der maximalen Frequenz. Es hieß etwas lockerer machen. Theoretisch.
Kurzentschlossen ging es verstärkt auf den Fersen aufkommend weiter. Eine Entscheidung um eine akute Verletzung im Wettkampf abzuwenden erkauft durch Fersen und Rücken HerAusforderungen an denFolgetagen. Immerhin konzentrierte ich mich nun gut auf das Pacing.
Gefühlt zog im Ergebis auf den ersten zwei Kilometern jeder teilnehmende Triathlet an mir vorbei.
Vielleicht waren sie auch einfach alle starke Läufer dachte ich und versuchte entspannt zu bleiben.
Aber mein Puls pegelte sich knapp unter 90% der HfMax ein und meine Atmung war auch intensiv aber ruhig.
Der Blick auf meine Uhr verriet dann die große Überraschung. Ich lief in einem akzeptablen Belastungsbereich für den bevorstehenden Rest des Wettkampfes eine für mich tolle 4:55er Pace.
Auch die Uhrzeit war zu diesem Zeitpunkt etwas unerwartet. Mir wurde nach kurzem Überschlagen erstmals klar, daß ich richtig gut unterwegs gewesen sein musste.
Mein Ziel von drei Stunden war eigentlich locker im Sack. Vorausgesetzt ich müsste nicht aufgeben wegen Oberpacing.
Entsprechend vorsichtig arbeitete ich gegen jeden Anflug von Tempowahn. Ich genoss abermals die Stimmung an der Strecke. Da waren diese jugentlichen, die garnicht wie Fans aussahen und eher chillten. Unerwartet kamen ihre motivierende Zurufe als sie meinen inneren Kampf sahen.
Viele Ordner und Zuschauer riefen einem namentlich zu. „Toll Patrick, Ganz stark. Die Gruppe vor Dir bekommet Du noch, Du bist schneller unterwegs“ blieb hängen.
Auch Frank Horras und seine Musikinstallation halfen mir in einer tollen Stimmung zu bleiben.
Und das sollte belohnt werden. Am Anfang der ersten Runde lief ich auf Ronny und seinen Begleiter auf. Mein Windschatten Buddy von der Radstrecke, der mich auf den ersten Laufkilometern überholt hatte. Wir schnackten kurz und ich genoss erneut dieses Gemeinschafts Gefühl.
Kurz etwas Tempo rausnehmen schadete auch nicht. Nach einer Minute verabschiedete ich mich dann nach Vorne. Ronny rief noch „konzentriert zu Ende bringen“.
Er traf damit den Nagel auf den Kopf. Die Kunst schien es konzentriert zu bleiben und das eigene machbare Tempo zu halten. Die nächsten Läufer in Sichtweite würde ich nicht mehr kriegen aber ich war ja auch gegen mich selbst angetreten.
Beim letzten Besuch von Frank winkte ich in seine Kamera und genoss die Kuhglocke - ich hoffe bald ein Youtube Video mit seinem Zusammenschnitt verlinken zu können.
Ein finaler Besuch am Verpflegungsstand der Laufrunde für ein Iso Getränk und dann hieß es noch 3,5 Kilometer durchhalten.
Die ersten später gestarteten Staffelläufer überholten mich nun mit einem wahnsinnigen Geschwindigkeitsüberschuss. Alleine der Laufstil war von einem anderen Planeten. Toll. Da musste ich jedes Mal kurz applaudieren und Jubeln.
Ich schaute beim vorbeijoggen die Passanten an und sah spannende vermeintlich selbstgebaute Hausboote am Ufer vorbeiziehen. Herrlich. Ich hätte niemals gedacht, daß ich so viel bewussten Genuss haben würde.
Leider überholte ich auch einen gehenden Läufer. Ein mahnendes Beispiel, daß man sich eben auch auf den letzten Kilometern nicht zu sicher sein soll. Ich hatte nichtmal Proviant übrig um ihm etwas anzubieten.
Ehrlich gesagt war es genau der richtige Zeitpunkt, denn es meldeten sich erstmals unangenehm meine Waden.
Anstatt gegen den Körper zu arbeiten, nahm ich nach dem Erlebnis des gehenden Läufers lieber Tempo raus.
Meine Wunschzielzeit war ohnehin im Sack und der Puls hatte sich durch die Ermüdung und doch hier & da zu schnelle Segmente auf mittlerweile 94% der HfMax hochgeschaukelt.
Auf den letzten beiden Kilometern begann dann das Leiden.
Beide Waden waren im Grenzbereich und ich spürte langsam sogar die Oberschenkel.
Mit Blick auf die trainierte Stärke, entschied ich es trotzdem flott zuende zu bringen. Ich nahm links- und rechts der Laufstrecke nur noch wenig wahr und ließ mich ganz bewusst in den Tunnelblick fallen. Ich sah nur noch die orangenen Hütchen als meine Einflugschneise und hoffte die letzte Kurve möge bald kommen.
Und sie kam. Ein Ordner rief von weitem zu ob es meine letzte Runde sei, ich bejahte. Dann klatschte er meine schweißnasse Hand trotz Corona ab und sagte „toll Patrick, die letzten Meter, super“. Gänsehaut.
Direkt aus der Kurve heraus sah ich bereits das Ziel. Und Stefan meinen Rennrad Buddy, der früher am Tag gestartet war. Er rief „komm, jetzt nochmal alles raus“ und ich hatte tatsächlich noch Beine um das Tempo (ganz) leicht zu steigern für den Zieleinlauf.
Und ich hatte die Konzentration um mir einen Traum zu erfüllen. Schon immer wollte ich jubelnd ins Ziel springen. Und in der Vergangenheit hatte ich nie die Kraft. Oder den Mut dazu.
Aber dieses mal waren die Beine sicherlich fähig nochmal zu springen. Wenn nicht, würde ich ins Ziel stolpern. Der Mut und das Vertrauen in meine Fähigkeiten war einfach da.
Und so beendete ich diesen Wettkampf mit einem Sprung.
Nach 2:31:52 übrigens. Satte 28 Minuten unter der Wunsch- und 13 Minuten unter der Traumzeit.
Der Wahnsinn und ich traf im Ziel nach und nach auf alle Beteiligten dieses persönlichen Sieges. Wie die Gefährten am Lagerfeuer, sammelten wir uns alle am Versorgungsstand.
Ich fiel meiner Frau schweißnass um den Hals, sorry dafür. Sie war mit dem Fahrrad nachgekommen und hatte meinen Zieleinflauf aufgrund meiner überraschenden Zeit knapp verpasst.
Ich dankte nochmal an Robert als meinen Superman des Windschattens. Er verriet mir, das meine Statur einen herrlichen Windschatten gab. Ronny bekam ein High Five und mein Rennrad Buddy Stefan hatte ebenfalls eine Hammer Zeit hingelegt auf seinem Durchgang.
Und dann tauschte ich noch mit Sebastian Nummern, wir hatten uns vor einem Jahr kennengelernt bei unserer ersten Volksdistanz und heute zusammen die erste Olympische gerockt.
Er sagte „nächstes Jahr dann Halbfistanz, oder?“ und ich lasse die Frage hier gebau so offen stehen, wie sie gerade in meinem Kopf ihre Kreise zieht.
Den Rest des Tages war jedenfalls nicht mehr so ganz viel mit mir anzufangen. Ausser Essen gehen mit meiner besseren Hälfte. Zweimal. Es mussten wohl einige Speicher aufgefüllt werden…
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